Akzeptanz- und Commitment-Therapie
Bei der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) handelt es sich um eine ursprünglich auf der Verhaltenstherapie basierende Therapieform. Das Ziel besteht weniger in der Beseitigung von inneren oder äußeren Leidensursachen, wie belastenden Gedanken, Gefühlen, Handlungsimpulsen oder belastendem Verhalten Anderer, sondern vielmehr in einer achtsamen und sinnorientierten Lebensgestaltung, die sich an den eigenen Werten ausrichtet. Wir vermitteln Ihnen die theoretischen Konzepte hinter der ACT und Sie bekommen Gelegenheit, die ACT-Interventionen praktisch einzuüben. So können Sie Ihre therapeutischen Kompetenzen wesentlich erweitern.
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Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT, als ein Wort gesprochen, wie das englische act), gehört zu den prominenten Verfahren der sogenannten Dritten Welle der Verhaltenstherapie (u.a. neben der Dialektisch-Behavioralen Therapie DBT, Funktional-Analytischen Psychotherapie FAP, oder der Compassion Focused Therapy CFT). Die ACT zeichnet sich aus durch strikte Orientierung am Konzept des funktionalen Kontextualismus oder des von Skinner so genannten radikalen Behaviorismus: Um Verhalten zu verstehen, ist der Kontext zu berücksichtigen, in dem es stattfindet. Um Verhalten zu verändern, haben wir seine Funktion zu verstehen.
In Fortführung der Skinnerschen Arbeit zu Sprache und Kognition (Verbal Behavior) entwickelten Verhaltensanalytiker wie Hayes, Blackledge, Barnes-Holmes & Roche in über 20-jähriger Grundlagenforschung die Bezugsrahmentheorie (Relational Frame Theory, RFT), die versucht, sprachliche und kognitive Prozesse aus einer behavioralen Perspektive zu verstehen. Die RFT kommt dabei zu einer anderen Erklärung des Zusammenhangs zwischen Kognition und menschlichem Leid als die herkömmliche kognitive Therapie (Beck, Ellis).
Die auf dem funktionalen Kontextualismus und der Bezugsrahmentheorie basierende Akzeptanz- und Commitment-Therapie beinhaltet insofern therapeutische Interventionen, die sich von der klassischen kognitiven Verhaltenstherapie zum Teil deutlich unterscheiden. Darüber hinaus stellt die ACT eher ein transdiagnostisches Erklärungs- und Therapiemodell dar. Im Mittelpunkt stehen kognitive und behaviorale Prozesse, die die psychologische Flexibilität betreffen. Das Ziel der ACT besteht weniger in der Beseitigung unerwünschter innerer Erfahrungen wie Gedanken, Gefühlen, Handlungsimpulsen, sondern vielmehr in der Verfolgung einer reichen, vitalen und sinnorientierten Lebensgestaltung: "The aim of ACT is to create a rich, full and meaningful life, while accepting the pain that inevitably goes with it" (Harris).
Die Interventionen der ACT haben sich gerade deswegen bei zahlreichen psychischen Störungen als wirksam erwiesen (Depression, Angst, Schmerzstörungen, Ess-Störungen, Psychotrauma-Störungen). Die bisherige Datenlage hinsichtlich der therapeutischen Wirksamkeit ist vielversprechend: In mittlerweile über 50 randomisierten kontrollierten Studien (RCT) konnte nachgewiesen werden, dass ACT mindestens die gleiche Effektstärke erzielt wie die konventionelle kognitive Verhaltenstherapie. In langfristigen Katamnesen zeigt sich in vielen Studien sogar eine Überlegenheit der ACT. Von der amerikanischen Gesundheitsbehörde wurde der ACT 2011 das Attribut "empirical supported therapy" bescheinigt.
Zielgruppe und Zulassungsvoraussetzungen
In der angebotenen Weiterbildung soll den Teilnehmern nach einer kurzen Einführung in die theoretischen Konzepte das grundsätzliche Vorgehen in der ACT und ihre Unterschiedlichkeit zu anderen Therapieansätzen vermittelt werden. Im ersten Modul können sich die Teilnehmer ein erstes Bild von den Interventionen der ACT machen, diese während des Seminars einüben und ein erstes Repertoire von Werkzeugen zur Anwendung in der eigenen Praxis erwerben.
Teilnehmer, die an einer Vertiefung interessiert sind, können in den Folge-Modulen die Kernkompetenzen der ACT-Anwendung erweitern. Sie lernen, eine ACT-konsistente Fallkonzeption zu erstellen und Behandlungen auf der Basis eines individualisierten Fallkonzepts durchzuführen.
Diese Weiterbildung ist nicht nur für approbierte psychologische und ärztliche Psychotherapeuten, sondern auch für andere im heilpädagogischen, heilkundlichen und pflegerischen sowie beraterischen Feld tätige Damen und Herren geöffnet. Eine offene Haltung für innovative psychotherapeutische Interventionen wird begrüßt.
Ziel dieser Weiterbildung ist es, den Teilnehmern ein alternatives Verständnis von Psychopathologie und psychischer Gesundheit zu vermitteln, das eigene therapeutische Repertoire zu erweitern und so einen neuen Ansatz als eigenständige psychotherapeutische Methode kennenzulernen.
Die ACT Module
Modul 1: Einführung in die Akzeptanz- und Commitment-Therapie in Theorie und Praxis
In diesem Modul werden die Grundlagen der ACT möglichst erlebensbezogen vermittelt, die Basiskompetenzen der ACT vorgestellt und eingeübt. Anhand eines allgemeinen ACT-Manuals werden die Standardinterventionen dargestellt und erfahrbar gemacht.
Inhalte:
- Kurze Einführung in die Grundprinzipien der Bezugsrahmentheorie – wie sprachliche Prozesse unser Erleben beeinflussen und verändern
- Vor- und Nachteile sprachgesteuerten Verhaltens
- Das Konzept der erlebensbezogenen Vermeidung (experiential avoidance)
- Klinische Interventionen, um schädliche sprachliche Prozesse zu unterlaufen
- Ursachen psychischer Störungen im Kontext der kognitiven Fusion und das Prinzip der Defusion
- Das ACT-Modell der Psychopathologie
- Das ACT-Modell psychischer Flexibilität
- Die fünf Basis-Strategien der ACT
Modul 2: Vertiefung der Basiskompetenzen unter besonderer Berücksichtigung von Wertearbeit
In diesem Modul soll auf den bisher erworbenen und bereits in der Praxis erprobten therapeutischen Interventionen der ACT aufgebaut werden. Die Teilnehmer können ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit der ACT in der Therapie und im Alltagsleben reflektieren, ihre eigene Haltung zu diesem Ansatz überprüfen und erfahren mehr darüber, wie die ACT auch als Konzept für das seelische Wohlbefinden des Therapeuten genutzt werden kann.
Inhalte:
- Anwendung des Hexaflex-Modells in Abhängigkeit von der spezifischen therapeutischen Situation
- Kognitive Defusion: bekannte sowie neue Übungen und Metaphern zur praxisnahen Anwendung
- Strategien zu Förderung und Ausbau von Bereitschaft zum Erleben innerer Erfahrungen (Akzeptanz)
- Achtsamkeitstechniken: Sich der Erfahrung öffnen und sich selbst liebevoll begegnen
- Vom konzeptuellen zum kontextuellen Selbst
- Die Arbeit mit Werten: Identifikation als wertvoll eingeschätzter Lebensorientierungen, Instrumente und Fragetechniken zur Werteerfassung.
- Von den Werten zu Zielen, Methoden der Zielsetzung
- Von Zielen zum engagierten Handeln, Identifikation von und Umgang mit Barrieren gegen werteorientiertes Handeln
- Die therapeutische Haltung der ACT-Therapeutin / des ACT-Therapeuten
Modul 3: Durchführung der ACT auf der Basis individueller Fallkonzeption
In diesem Modul können die Teilnehmer_innen lernen, die Akzeptanz- und Commitment-Therapie bereits von der ersten Sitzung an zu planen und durchzuführen. Übungen und Metaphern werden durch eine ACT-konsistente Gesprächsführung und Sitzungsgestaltung ergänzt. Therapeutische Fortschritte können unter Verwendung des Hexaflex-Diagramms erfasst, die Interventionen zunehmend flexibler und passgenauer eingesetzt werden. Die Teilnehmer_innen können eigene Fälle einbringen und beispielhaft ein Fallkonzept erarbeiten, daraus Ziele und einen konkreten Behandlungsplan entwickeln.
Inhalte:
- Ein therapeutisches Bündnis aufbauen – der "informed consent" in der ACT
- Von den Beschwerden des Patienten zur Verhaltensanalyse – Das ABC menschlichen Verhaltens
- Unterscheidung von innerem und äußerem Verhalten
- Verhalten im Kontext vorausgehender und nachfolgender Ereignisse
- Das Prinzip der Brauchbarkeit / workability
- Von der Verhaltensanalyse zur Verhaltensänderung
- Mögliche Barrieren gegen Veränderung – äußere und innere Hindernisse
- Schwierige therapeutische Situationen – ACT-konsistentes Therapeutenverhalten, wenn die Therapie ins Stocken gerät
- Selbstreflektion: Was macht den Unterschied, wenn ich meine therapeutische Arbeit und meine persönliche Lebensgestaltung an den ACT-Prozessen orientiere?
Nach Abschluss dieser Weiterbildung besteht die Möglichkeit zu Einzel- oder Gruppensupervision. Der Anschluss an bestehende oder die Bildung von neuen ACT-Qualitätszirkeln wird angeregt.
Eckdaten
Ihr Dozent
Ulf Jacob arbeitet seit 1974 als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Ausbildung in mehreren psychotherapeutischen Verfahren. Arbeit mit ACT seit 6 Jahren. Lehrtherapeut und Supervisor an der Akademie für Verhaltenstherapie (AVT) Köln. Inhaber einer verhaltenstherapeutischen Lehrpraxis und des TRIAS Instituts für mentale Gesundheit in Haan/Rheinland und Bad Wörishofen/Bayern.
Fortbildungspunkte
Literaturempfehlungen
Grundlagen: Hayes, Strosahl, Wilson, Akzeptanz und Commitment Therapie, CIP Medien, München 2004 |
Praktische Unterweisung: Luoma, Hayes, Walser ACT-Training, Junfermann, Paderborn 2009 |
Manuale: Eifert, Forsyth, Akzeptanz- und Commitment-Therapie für Angststörungen DGVT, Tübingen 2008 |
Strosahl, Robinson, Durch Achtsamkeit und Akzeptieren Ihre Depression überwinden Junfermann, Paderborn 2009 (als Selbsthilfebuch konzipiert) |
Selbsthilfe: Wengenroth, Matthias Das Leben annehmen Huber, Bern 2008 |
Eifert, McKay, Forsyth Mit Wut und Ärger umgehen Huber, Bern 2009 |
Harris, Russ, Wer dem Glück hinterher rennt, läuft daran vorbei, Kösel, München 2009 |
Tools: Wengenroth, Matthias, Therapie-Tools: Die Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT), Weinheim: Beltz-Verlag 2012 |
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