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Achtsamkeit

Achtsamkeit (engl. mindfulness) bedeutet im jetzigen Moment präsent zu sein, absichtsvoll unsere Aufmerksamkeit im Hier zu halten und alles, was im gegenwärtigen Moment geschieht, offen und interessiert (nicht bewertend) wahrzunehmen. Dabei ist der Fokus vor allem auf dem, was in uns (physische und emotionale Empfindungen, Gedanken) passiert, aber auch auf dem, was äußere Reize in uns auslösen. Somit hilft Achtsamkeit uns selbst zu betrachten und bewusstere Entscheidungen zu treffen.

Achtsamkeit im Buddhismus

Achtsamkeit stammt ursprünglich aus dem Buddhismus, spezifisch aus dem Satipatthana Sutta (einer der drei zentralen Lehrreden des Gautama Buddha), und hat somit eine 2500 Jahre alte Tradition. Achtsamkeit ist die Übersetzung des Pali-Begriffes sati, die jedoch, wie viele Übersetzungen aus dem Pali oder Sanskrit, nicht vermögen die ganze Bedeutung des Begriffes zu erfassen. In der buddhistischen Lehre ist sati einer der zentralen notwendigen Aspekte auf dem Weg zum Erwachen und wird durch die Achtsamkeitsmeditation Vipassana geschult. Diese Fähigkeiten sind jedoch nicht nur theoretischer Natur, sondern sollen letztendlich in unser alltägliches Leben und den Umgang mit unseren Mitmenschen übertragen werden.

Westliche Adaption von Achtsamkeit und Verwendung in der Psychologie

Der wohl bekannteste westliche Vertreter der Achtsamkeitspraxis ist Jon Kabat-Zinn. Der US-amerikanische Professor für Medizin entwickelte in den 1970er Jahren, basierend auf den Lehren des Buddhismus und des Yoga, den Ansatz Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR), mit dem Ziel Achtsamkeitsübungen ohne spirituellen Hintergrund in westlichen Kulturen zugänglich zu machen. Das Programm hat eine medizinische Zielsetzung und soll einen besseren Umgang mit psychischen und physiologischen Leiden vermitteln, kann aber auch präventiv erlernt werden. Klient_innen erlernen Techniken, die ihnen dabei helfen, achtsam in der Gegenwart zu verweilen, Ruhe zu finden und mit alltäglichen Herausforderungen umzugehen.

Auch in der Psychotherapie wird Achtsamkeit seit einiger Zeit angewandt. Basierend auf Achtsamkeitstechniken wurden zum Beispiel die Acceptance and Commitment Therapy (ACT) und Mindfulness-based Cognitive Therapy (MBCT, Achtsamkeitsbasierte Verhaltenstherapie) entwickelt.

Vergleiche Literatur:

Kabat-Zinn, Jon (2007):  Im Alltag Ruhe finden. Das umfassende praktische Meditationsprogramm, 7. Auflage, Freiburg: Herder

Warren Brown, Kirk, Ryan, Richard M. & Creswell, J. David (2007): Mindfulness: Theoretical Foundations and Evidence for its Salutary Effects. In: Psychological Inquiry.18 (4), 211–237, doi:10.1080/10478400701598298

Analayo, Bhikkhu (2007): Sati in den Pali-Lehrreden. BGM, München 2007. Original: Mindfulness in the Pali Nikayas (2006): In: D. K. Nauriyal: Buddhist Thought and Applied Psychological Research, London: Routledge Curzon, S. 229–249

Goldstein, Joseph (2017): Achtsamkeit: Eine praktische Anleitung zum Erwachen, KOHA Verlag

Segal, Zindel V., Williams, J. Mark G. & Teasdale, John D.  (2001): Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression: A New Approach to Preventing Relapse, London: The Guilford Press

Hayes, Steven C., Follette, Victoria & Linehan, Marsha M. (eds.) (2004): Mindfulness and Acceptance: Expanding the Cognitive-Behavioral Tradition, London: The Guilford Press

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