Der Agile Festpreis stellt eine Vereinbarung zwischen Kunden und Lieferanten in Werkverträgen dar, die eine agile Produkterstellung vorsehen. Im Unterschied zum klassischen Festpreis werden hier explizit bei Vertragserstellung schon Regeln eingebaut, mit denen Anforderungen ausgetauscht werden können, um den avisierten, indikativen Gesamtpreis zu halten („Exchange for Free“).
Hintergrund ist die stark iterative Vorgehensweise von agilen Methoden wie Scrum, bei denen mit empirischer Prozesskontrolle Ergebnisse erzielt werden und Anforderungen jederzeit aufgrund von Feedback und neuen Erkenntnissen ausgetauscht werden dürfen.
Die Prinzipien im agilen Manifest betonen den hohen Wert von Kooperation zwischen den Beteiligten: „Wir haben schätzen gelernt: Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung“. Gerade in Unternehmen, die nur teilweise agil arbeiten oder sich in der Transition von klassischem Projektmanagement hin zu agiler Haltung und Vorgehensweise befinden, gibt es jedoch häufig einen Bedarf nach vertraglicher Absicherung. Auch für bereits agil arbeitende Auftragnehmer ist in neuen Kundenbeziehungen eine Verhandlungsphase manchmal gewünscht. Der agile Festpreis adressiert diese Bedürfnisse nach vertraglicher Absicherung.
Die Vertragsparteien sind sich von Anfang an bewusst, dass während der Projektlaufzeit inhaltliche Änderungen an dem Umfang (Scope) des Produktes notwendig werden und dies unvermeidlich ist. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass nicht alle Aufwände und Ressourcen für die Erstellung präzise geschätzt werden können. Der Festpreis ist daher nur indikativ. Im Vertrag wird eine Risikoteilung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vereinbart, für die Fälle einer Abweichung von dem indikativen Festpreis („Risk Share“). Dies erleichtert eine transparente und offene Kommunikation im Projekt und kann helfen langwierige Diskussionen und Schuldzuweisungen über die Ursachen der Abweichungen zu vermeiden.
Die Risikominimierung wird häufig ergänzt durch eine Checkpoint Phase. Während der Checkpoint Phase wird angestrebt, ein MVP („Minimum Viable Product“) zu erstellen, das zur besseren Abschätzung des weiteren Aufwandes sowie des zu liefernden Produktes dient. Nach der Checkpoint Phase ist ein potenzieller Ausstiegspunkt für den Auftraggeber mit Rücktritt vom restlichen Vertrag vorgesehen. Falls der Kunde vom Vertrag zurücktreten möchte, ist eine weitere Risikoteilung für die Kosten vorgesehen (z. B. 50% des indikativen Festpreises).