Dass die Arbeitswelt im Wandel ist, spüren mittlerweile wohl nicht nur die entscheidungstreffenden Top-Manager dieser Welt, sondern jede auf dem Arbeitsmarkt tätige Person. Es kommen zwar immer mal wieder neue Trends hinzu, doch einer hält sich bereits seit Jahren hartnäckig und bleibt Gesprächsthema: das New Work Konzept.
Für uns wird es deshalb höchste Zeit dieses Modell einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir schauen uns hierfür zunächst einmal an, was den New Work Ansatz am besten definiert und wie er von anderen Modellen abzugrenzen ist. Im zweiten Schritt untersuchen wir den Nutzen und die Ursachen des New Work Trends und besprechen zum Schluss, wie es Unternehmen am besten gelingen kann, auf den Trend aufzuspringen.
New Work Definition & Abgrenzung
Sucht man nach der genauesten Definition von New Work (zu Deutsch „Neues Arbeiten“) im Wörterbuch, findet man in der Regel in etwa Folgendes: „Gesamtheit der modernen und flexiblen Formen der Arbeit.“ Und tatsächlich lässt sich der Trend auf Makro-Ebene mit diesen Worten wohl am besten zusammenfassen.
Der Ursprung der New Work Modelle liegt allerdings schon viele Jahre zurück und hatte einen tiefen politischen Hintergrund: So entwickelte der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren bereits die Basis der heutigen New Work Prinzipien. Anlass dazu gab ihm ein Besuch in den damaligen „Ost-Ländern“ mit dem damals noch aktiven politischen System des Sozialismus. Bergmann erkannte den Sozialismus recht schnell als nicht-zukunftsfähig und entwickelte mit New Work eine neue Idee für die „Zukunft der Arbeit“.
Was damals noch als utopisches Gedankenmodell verstanden wurde, ist heute bereits zu großen Teilen Realität geworden: So postulierte Bergmann eine radikale gesellschaftliche Einstellungsänderung zum Begriff der Arbeit, um die Bedeutung von Arbeit an die gesellschaftlichen und technischen Veränderungen der Zukunft anpassen zu können und damit weiterhin tragbar zu machen. Zusammengefasst: Weg von unterdrückender Lohnarbeit und hin zu selbstbestimmter, sinnstiftender Arbeit mit einer noch nie dagewesenen Flexibilität am Arbeitsplatz.
Die definitorische Abgrenzung des Megatrend New Work zu anderen Trendbegriffen wie „Arbeit 4.0“ lässt sich nur schwer erfassen, da der Wandel der Arbeitswelt bei allen diesbezüglichen Modellen im Mittelpunkt steht und die gezogenen Resultate sich lediglich zustimmend ergänzen. Während New Work sich insbesondere mit Werten und Haltungen neuer Arbeitswelten beschäftigt, bezieht sich Arbeit 4.0 viel eher auf Themenkomplexe der Art „Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitswelt“ und kümmert sich um Umsetzungsmöglichkeiten, welche die neuen technischen Voraussetzungen der modernen Arbeitswelt effizient mit einbeziehen.
Die meisten neueren Modelle leiten sich genau betrachtet also von der Grundidee des New Work ab und betrachten das Thema „Wandel der Arbeitswelt“ immer mehr auf praktischer Umsetzungsebene - von der „Utopie“ zur „Realität“ eben!
Das moderne Büro: Ursachen & Nutzen von New Work
Was Bergmann bereits in den 1980er Jahren beobachtet oder wohl eher vorhergesagt hat, ist gleichzeitig wohl die wichtigste Ursache dafür, dass New Work heutzutage zu einem der größten Trends am Arbeitsmarkt zählt: Der Paradigmenwechsel unserer Gesellschaft!
Betrachtet man unsere Gesellschaft unter dem Aspekt der „Arbeit heute und früher“ wird dieser gesellschaftliche Umschwung wohl sehr schnell deutlich. Während Schlagworte wie „hierarchische Strukturen“, „Kontrolle“ und „Leben, um zu Arbeiten“ klar der Industriegesellschaft zuzuordnen sind, gehören Schlagworte wie „flache Hierarchien“, „Flexibilität“ und „gute Work Life Balance“ zu einer gebildeten Wissens- und Informationsgesellschaft, die sich nicht mehr so leicht unterdrücken lässt.
Die heute bekannten New Work Methoden lassen sich davon ableiten und reagieren vor allem auf die gesellschaftlichen, politischen und technischen Trends der Globalisierung, Digitalisierung und die des demografischen Wandels.
Work Life Blending: Was nützt uns New Work?
New Work ist als Reaktion auf die eben beschriebenen Trends zu verstehen, die es Unternehmen, Mitarbeitenden und damit unserer Gesellschaft ermöglicht, den Wert der Arbeit – auch unter veränderten Bedingungen – weiter hochzuhalten.
Bei der „Arbeit der Zukunft“ geht es nicht mehr darum, „nur“ Geld zu verdienen, vielmehr geht es darum, einer sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen und den Beruf mit dem Privatleben aufgrund der Flexibilisierung der Arbeit möglich zu machen – also weg von „Ich will nicht mehr zur Arbeit“ und hin zu „Spaß bei der Arbeit“. Mittlerweile wurde der Begriff der „Work Life Balance“ hier sogar von „Work Life Blending“ abgelöst, der die Arbeit vom Privatleben nicht mehr abgrenzt, sondern miteinander vereint.
Auf praktischer Ebene fordert dieser „Sinneswandel“ allerdings einiges an Veränderung:
- Struktur: Motivation für Arbeit
Unsere Motivation für eine bestimmte Tätigkeit hängt oft von der Intensität und vom Druck, den wir in Verbindung mit der Tätigkeit spüren, ab. New Work feilt mit Modellen wie dem 6-Stunden-Tag, der 4-Tage-Woche, aber auch sogenannten Open-Space-Büros, also vor allem an räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten von Arbeit und denkt diese neu.
- Technik: Remote Arbeiten
Das Internet und die Auswirkungen der Digitalisierung machen die Arbeit heute zu einem ganz anderen Erlebnis, als es noch vor 20 Jahren der Fall war – allerdings nur, wenn die technischen Möglichkeiten in Unternehmen und für Mitarbeitende nutzbar gemacht werden. Die „mobile Arbeit“, also das ortsunabhängige Arbeiten oder zumindest die Möglichkeit dazu, wird bei New Work deshalb großgeschrieben!
- Prozesse: Arbeitgeber der Zukunft
Mit New Work verändern sich die Aufgaben von Führungskräften grundlegend. Unternehmensstrukturen und -prozesse können und müssen sich aufgrund der neuen technischen wie auch sozialen Veränderungen immer mehr anpassen, um am Markt weiter bestehen zu können (z. B. Attraktivität Arbeitgeber und Digital Arbeiten)
Jobs der Zukunft: Mittendrin statt nur dabei?!
Wie sich bis hierher sicherlich herauslesen ließ, können New Work Jobs ihr Potenzial nur durch das Mitwirken der Menschen, die damit arbeiten, wirklich entfachen. Doch wie funktioniert das nun mit dem Praxistransfer? Wie kann es Unternehmen gelingen, vom Trend zu profitieren?
Die flexibilisierenden Arbeitsstrukturen von New Work erfordern zunächst einmal ein großes Maß an Offenheit zur strukturellen Innovation. Einige der Methoden scheinen aus der Perspektive der Vergangenheit kommend, gewöhnungsbedürftig zu sein und sicherlich stehen dem ein oder anderen CEO bei dem Thema „New Work Evolution“ bereits die Haare zu Berge. Immer mehr wird aber klar, dass eine Anti-New-Work-Haltung sich mit großer Sicherheit schlecht auf das eigene Unternehmen auswirken wird – vor allem aufgrund des immer stärker werdenden Fachkräftemangels sowie des technischen Fortschritts!
Wer gut qualifizierte Arbeitskräfte finden möchte, kann es sich nicht mehr leisten, lediglich mit einem „guten Lohn“ zu werben. Für Fachkräfte, mit ihrem veränderten Verständnis von Arbeit, zählen heutzutage vor allem die Faktoren Arbeitsumfeld, Flexibilität und das richtige Maß an Freiheit & Führung, um als Arbeitsplatz überzeugen zu können.
Unsere klare Empfehlung ist deshalb: Es kann sich lohnen die eigenen Unternehmensstrukturen dahingehend zu überprüfen: Was verstehen wir als Unternehmen unter „moderner Arbeitsplatz“, „zufriedener Mitarbeiter“, „Team führen“ und „Entwicklung von Mitarbeitern“ und was wünscht sich unsere Belegschaft? Gibt es große Unterschiede, für die wir zufriedenstellende Kompromisse finden können?
Natürlich gilt es sich dann aber auch mit möglichen Prozess- und Unternehmensumstrukturierungen zu befassen, die diese Kompromisse in der Praxis umsetzbar machen: Wie ist unser Umgang miteinander? Wie bearbeiten wir Prozesse? An welchen Stellen können wir mehr Freiheit gewähren, an welchen Stellen brauchen wir eine klare Führung?
Führungskraft zu sein, bedeutet heute viel mehr, als „von oben herab“ Aufgaben zu delegieren, weshalb auch die Entwicklung zur Führungskraft immer wichtiger wird. Gut ausgebildete, qualifizierte Führungskräfte bestimmen oft, wie erfolgreich ein Unternehmen tatsächlich abschneidet, doch die meisten Menschen müssen hierfür spezifisch trainiert werden.
Weiterbildungen und Fortbildungen sind hier oft der Schlüssel zum Erfolg, denn was wir aus der INeKO-Welt bereits kennen, scheint auch eine wichtige Grundlage der New-Work-Bewegung zu sein: im Mittelpunkt steht der Mensch!