In diesem Artikel wollen wir uns den, aus unserer Sicht, wichtigsten Grundlagen für ein erfolgversprechendes Coaching einmal ganz ausführlich widmen: der Kommunikation nach Rogers in Verbindung mit der inneren Haltung auf Grundlage der Basisvariablen.
Falls das dargestellte Thema bei Dir nun in erster Linie viele große Fragezeichen aufwirft, möchten wir Dich beruhigen: Wir versprechen, dass diese zum Ende des Artikels ersetzt sein werden, mit vielen großen Ausrufezeichen, die Dir eine völlig neue Perspektive auf das Thema Coaching bieten.
Die Absicht dieses Beitrags ist es, einmal ganz gezielt und ausführlich auf die Basis jedes Coaching-Prozesses einzugehen, um nachvollziehbar zu machen, worauf es bei einem professionell durchgeführten Coaching wirklich ankommt.
Die klientenzentrierte Gesprächsführung: Was ist das?
Beschäftigt man sich mit dem Thema der personenzentrierten Kommunikation, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Carl R Rogers.
Carl Rogers personenzentrierter Ansatz ist bis heute die Grundlage für viele verschiedene Therapie-, Beratungs- und eben auch Coaching Ansätze. Gleichzeitig war er zu seiner Entstehungszeit ein völlig neuartiger Ansatz, der die Welt der Psychotherapie nachhaltig beeinflusste.
Carl Rogers Theorie basiert auf der Grundannahme, dass jeder Mensch das Bedürfnis nach konstruktiver Veränderung und Weiterentwicklung hat. Diese Annahme motivierte ihn dazu, sich insbesondere mit den richtigen Bedingungen für diese Veränderungs- und Weiterentwicklungsprozesse auseinanderzusetzen. Anders ausgedrückt, wollte Rogers also verstehen, welche Bedingungen dazu führen, dass Menschen lernen, sich selbst besser zu verstehen, um persönlich zu wachsen.
Bricht man die Ergebnisse seiner jahrelangen Forschung auf ihr Minimum herunter, besagen diese, dass Menschen insbesondere durch das Verbalisieren ihres eigenen Erlebens die Chance erhalten, Einstellungs- und Verhaltensänderungen anzubahnen. Folglich geht Rogers davon aus, dass in jedem Menschen selbst das Potenzial zur persönlichen Veränderung steckt und es ihm aus eigenen Kräften möglich sei, diese Veränderungen in Gang zu setzen.
Als Psychotherapeut beschäftigte Rogers in diesem Zusammenhang aber natürlich vor allem, wie die Rolle der Therapierenden sich qualitativ gestalten sollte, um die möglichst besten Bedingungen zur Weiterentwicklung für ihr Klientel zu schaffen. Das Resultat ist der bereits angesprochene personenzentrierte Ansatz.
Carl Rogers Modell baut sich um diesen Ansatz herum auf und liefert neben den Gesprächstechniken nach Rogers noch eine sehr differenzierte „Anleitung“ zur personenzentrierten Haltung, die wir im nächsten Abschnitt etwas genauer betrachten möchten.
Die Basisvariablen: die passende Anleitung zur inneren Haltung
Wie bereits deutlich wurde, legt Rogers personenzentrierter Ansatz großen Wert auf die Qualität der Kommunikation und damit auf die Beziehung zwischen Therapeut_in und Klient_in. Sie stellt nach Rogers die Grundlage dafür dar, Klient_innen in Kontakt mit ihrem eigenen Potenzial zu bringen.
Eine passende innere Haltung der_des Therapeut_in ist nach Rogers demnach essenziell für einen erfolgreichen Weiterentwicklungsprozess und liegt im Verantwortungsbereich der Therapierenden.
Worauf es bei dieser inneren Haltung ankommt, drückt Rogers mithilfe seines Modells der sogenannten drei Basisvariablen aus. Auf ihnen gründet die empfohlene Beziehungsgestaltung im Rahmen des personenzentrierten Ansatzes:
- Rogers Empathie: Empathisch sein, bedeutet in diesem Zusammenhang einen Perspektivwechsel hin zum_zur Klient_in zu wagen. Damit ist der Versuch gemeint, die vom_von der Klient_in kommunizierten Gefühle, Wünsche, Interessen und deren Bedeutungen so zu verstehen, dass es möglich wird, die Welt des_der Klient_in so wahrzunehmen, wie er_sie selbst sie wahrnimmt. Empathie bedeutet in diesem Fall also, sich auf das Erlebte der Klientel einzulassen, sie in ihrer Wahrnehmung wertfrei zu begleiten (z. B. mit Paraphrasieren und Rekonstruieren des Gesagten) und sie dadurch darin zu unterstützen, sich selbst besser zu verstehen.
- Rogers Wertschätzung: Die angesprochene empathische Gesprächsführung sollte nach Rogers in einer möglichst wertschätzenden Haltung eingesetzt werden. Dies bedeutet, dass er Therapeut_innen empfiehlt, den Ansichten und Verhaltensweisen der jeweiligen Klientel stets positive Aufmerksamkeit (verbal und nonverbal) entgegenzubringen. Dahinter steckt die Absicht, Klient_innen so anzunehmen, wie sie sich zeigen und ihre Wahrnehmung und Handlungen zu akzeptieren. Diese Variabel gilt als Voraussetzung dafür, dass Klient_innen sich mit ihren Emotionen und deren Bedeutung überhaupt erst richtig auseinandersetzen können.
- Kongruenz Rogers: Der vielleicht unübliche Begriff der Kongruenz kann mit „Echtheit“ übersetzt werden und bezieht sich auf die Kommunikationsqualität des_der Therapeut_in. Gemeint ist damit, dass Therapeut_innen in Übereinstimmung mit sich selbst handeln sollten. Dies bedeutet, dass sie selbst sich bereits mit eigenen Persönlichkeitsstrukturen, Werten und Ansichten auseinandergesetzt haben und Zugang zu eigenen Gefühlen und Gedanken haben, ohne diese abzuwehren.
Rogers personenzentrierte Gesprächsführung im Coaching-Ansatz
Im letzten Absatz dieses Beitrags sollen die personenzentrierte Gesprächsführung und der Coaching Prozess auf theoretischer Ebene zusammengeführt werden.
Zusammengefasst kann Coaching als Sammelbegriff betrachtet werden, der personenzentrierte, ergebnis- und lösungsorientierte Begleitprozesse in individueller Form beschreibt. Anders als im Format der Therapie richtet sich Coaching dabei an „psychisch gesunde Personen“, die auf der Suche nach Unterstützung für individuell gewünschte Veränderungsprozesse auf privater oder beruflicher Ebene sind.
Auch wenn Rogers personenzentrierte Gesprächsführung ursprünglich für den Therapie-Kontext entwickelt wurde, sollte er, unserer Meinung nach, auch im Rahmen des Coachings unbedingt Anwendung finden. So kannst Du die Begriffe des_der Therapeut_in und des_der Klient_in in diesem Artikel gerne mit den Begriffen Coach und Coachee ersetzen und erhältst dasselbe Ergebnis für ein anderes Format.
Wir von INeKO schreiben der Beziehung und Kommunikation zwischen Coach und Coachee für den Erfolg des Coaching Prozesses nämlich die gleiche Bedeutung zu, wie es damals schon Rogers im Feld der Therapie getan hat und profitieren von dieser Haltung bis heute.