In diesem Beitrag betrachten wir das Systemische Coaching in Bezug auf eine ganz besondere Anwendungssparte: das Unternehmens Coaching.
Wirft man hierzu einen Blick in die Praxis, wird schnell klar, dass dieser Begriff eher als Überbegriff zu verstehen ist, den es sich zu unterteilen lohnt. Am besten eignet sich hierzu der Divisor „Art des Unternehmens“, da er aufgrund struktureller Bedingungen in engem Zusammenhang mit der „Art des Coachings“ steht, der es jeweils bedarf.
Zunächst einmal gehen wir deshalb auf das „Big Picture“ ein und differenzieren klar, was es mit dem Systemischen Coaching in Unternehmen überhaupt auf sich hat, um im nächsten Schritt zu verstehen, wie unterschiedliche Unternehmensstrukturen sich auf Coaching Aufträge und Coaching Inhalte auswirken können.
Wie Du es von uns gewohnt bist, runden wir den Artikel im letzten Abschnitt mit allen wichtigen Informationen rund um die spartenspezifische Ausbildung zum Coach und diesmal mit einem kleinen perspektivischen Zusatz rund um das Thema „einen Coach finden“ für an Coaching interessierten Unternehmer_innen ab.
Systemisches Coaching in Unternehmen
Mit der zunehmenden Komplexität unserer (Berufs-)Welt sind auch die Anforderungen an Führungskräfte stark gestiegen. Was früher vielleicht als klar definierter Aufgabenbereich galt, wird heute nämlich in großer Abhängigkeit von der Branche, den Beschäftigten und der jeweiligen Unternehmenskultur gehandelt.
Da erscheint es nur logisch, dass „Coaching im Unternehmen“ immer mehr an Bedeutung gewinnt und in vielen Unternehmen bereits als fester Bestandteil einberechnet ist. Während das Tool „Coaching“ hier vor nicht allzu langer Zeit noch kein besonders hohes Ansehen genoss (da es oft in engem Zusammenhang mit mangelnden Führungskompetenzen gehandelt wurde), hat es diesen Ruf mit der Zeit immer mehr ablegen können.
Heute wird Coaching in vielen Firmen viel eher als Chance zum „Führungskompetenzen entwickeln“ erkannt oder als z.B. „systemisches Teamcoaching“ auch zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Team gerne genutzt. Coaching stieg salopp gesagt also vom Tool, was genutzt wird, weil „jemand in seiner Rolle Hilfe braucht“, zu einem immer beliebter werdenden „Asset“ für die Themenbereiche Mitarbeiterführung & Teamarbeit auf.
Vor allem der systemische Ansatz, der sich hinter dem systemischen Coaching verbirgt, eignet sich für derartige Coaching Anlässe besonders gut. Mit dem Verständnis, die Wahrnehmung und Handlungen eines Individuums immer im Zusammenhang mit dem System (Kollegen, Führungskraft, Privatleben, etc.), in dem es sich aufhält zu verstehen, ermöglicht eine völlig neue Herangehensweise an Problemlösungsprozesse.
Insbesondere im Arbeitskontext, in dem Systeme und Teilsysteme sowohl auf Prozess, als auch auf Beziehungsebene eine wichtige Rolle spielen, eignet sich der Ansatz des systemischen Coachings deshalb besonders gut. Wie effizient diese Lösung für Unternehmen zu sein scheinen, zeigt unter anderem die immer weiterwachsende Nachfrage im Sektor des „Management Coaching“ und im Bereich „Führung und Coaching“.
Der Mittelstand und seine Besonderheiten
Coaching ist hier aber eben nicht gleich Coaching. Denn es gilt den oben bereits angesprochenen Divisor „Unternehmensart“ unbedingt miteinzubeziehen, um als Coach geeignete Coaching-Strategien entwickeln zu können. Hierbei lohnt es sich vor allem die Unterschiede zwischen mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen klar zu kennen.
Dabei geht es gar nicht zwangsläufig um die Größe und Mitarbeiterzahl in mittelständischen Unternehmen, die in vielen Fällen vielleicht geringer ausfallen mag als in Großkonzernen, sondern viel eher um die oft sehr spezifischen Organisations- und Beziehungsstrukturen mittelständischer Firmen.
So präsentieren sich viele Unternehmen des Mittelstandes als Familienunternehmen, was auf Beziehungsebene oft noch einen entscheidenden Faktor beisteuert. Vor allem die Gründe für ein Coaching können hier deshalb deutlich diverser sein, als man es von Großkonzernen ohne Beziehungen mit derart enger privater Komponente vielleicht gewohnt sein mag.
Für Coaches bedeutet dies nicht nur ein sehr vielschichtiges Coaching Setting, sondern in der Regel auch einen deutlich unvorhersehbareren Coaching Prozess mit sehr diversen Coaching Themen. Das „Coaching am Arbeitsplatz“ wird in vielen Fällen ganz automatisch um die „Coaching Begleitung auf familiärer Ebene“ ergänzt. Die „Rolle Coach“ gilt es hier also als Doppelrolle zu verstehen, weshalb wir Coaches nur empfehlen können diesen Umstand vor Auftragsannahme klar zu durchschauen.
Eine Coaching Abgrenzung zwischen Familie und Beruf, wie es in der Ausbildung zum Coach auf theoretischer Ebene vielleicht vermittelt wird, ist hier auf praktischer Ebene oft nicht möglich und gegebenenfalls sind Coaching Anliegen und Coaching Bedarf deshalb auch deutlich emotionaler behaftet, als man es vom Coaching in Unternehmen ohne Familienkontext gewohnt sein mag.
Die Coaching Analyse: Ausbildung vs. Coach engagieren
Die eben erklärte Besonderheit im Bereich „Coaching für Unternehmen“ wirft unserer Erfahrung nach nicht nur in den Köpfen angehender Coaches, sondern auch auf der Führungsebene zahlreicher Unternehmen große Fragen auf.
Am Ende geht es beiden Parteien aber um ein ähnliches Ziel: Einerseits wollen viele angehende Coaches sichergehen, dass ihre Ausbildung sie in diesem Bereich auch tatsächlich ausreichend auf die Praxis vorbereitet. Wohingegen Unternehmer_innen auf der anderen Seite natürlich sicher sein möchten, dass beauftragte Coaches ihren Coach Aufgaben gewachsen sind und die Vielschichtigkeit des Aufgabenbereichs abdecken können.
Beiden „Coaching Seiten“ können wir deshalb empfehlen, sich nach Ausbildungen/Coaches umzuschauen, die ihre Lerninhalte/Kompetenzen möglichst transparent nach Außen transportieren. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass die Thematik „Coach für Veränderungsprozesse“ in irgendeiner Weise in der jeweiligen Profilbeschreibung genannt ist.
Was auf dem Coaching Markt oft mit Synonymen wie „Changemanagement“ oder in etwas spezifischerer Form mit „Führungskräfte Coaching“ bzw. „Firmen Coaching“ betitelt ist, weist nämlich darauf hin, dass die thematischen Besonderheiten im Kontext von Unternehmenscoaching zumindest mit vermittelt bzw. mit angeboten werden.
Bei der Auswahl der richtigen Ausbildung / eines professionellen Coaches solltest Du auf diesen Zusatz also unbedingt achten!