„Was bedeutet Systemisches Coaching?“ ist eine Frage, die uns in unserem Instituts-Alltag oft begegnet. Deshalb machen wir es uns in diesem Artikel zur Aufgabe, Dir eine ganz ausführliche Antwort darauf zu geben.
Dabei hangeln wir uns definitorisch von der allgemeinen Coaching Bedeutung bis hin zur Abgrenzung der Begriffsbedeutung von anderen Ansätzen. Erst im zweiten Schritt beleuchten wir die Definition systemisch, erklären was ein systemischer Ansatz ist und was ihn aus ganzheitlicher Perspektive ausmacht.
Im letzten Abschnitt wird abschließend auf das Thema Coaching Ausbildung eingegangen. Die wichtigsten Ausbildungsthematiken werden wir an dieser Stelle sinnvoll für Dich einordnen.
Coaching: Bedeutung und Abgrenzung
Um sich dem Thema Coaching systemisch zu nähern, ist es zunächst einmal wichtig, es von seinen Gegenspielern abzugrenzen. So gilt im Coaching in der Regel immer der Grundsatz: Die Coachees selbst sind die einzig wahren Expert_innen für eigene Problemlagen und Lösungsansätze. Jegliche Art von Coaching Beziehung zwischen Coach und Coachee sollte demnach auf dieser Prämisse basieren. Die Aufgabe der Coaches beschränkt sich dabei lediglich darauf, den Coachees durch kreative Coaching Methoden beim Finden eines passenden Lösungsansatzes unterstützend zur Seite zu stehen.
Insbesondere dieser Expert_innenstatus verschiebt sich in Abgrenzung zu den Grundlagen der systemischen Beratung deutlich. So ist es in Beratungs-Settings üblich, dass Beratenden die Expert_innenrolle zugeordnet wird. Beratende verfügen in der Regel über ein ausgedehntes Fachwissen zu bestimmten Problemlagen und verstehen es als ihre Aufgabe, dieses Wissen gezielt mit ihrer Klientel zu teilen. Coaching und Beratung unterscheiden sich in diesem Punkt also grundlegend voneinander.
Auch die systemische Therapie gilt es deutlich vom allgemeinen Ansatz des Coachings abzugrenzen. Obwohl Coaching und Therapie zunächst einmal ähnliche Ziele verfolgen – den persönlichen Handlungsspielraum und die individuelle Entwicklung des Menschen zu fördern – verfügen sie doch über ganz unterschiedliche Aufgaben, Zielgruppen und rechtliche Rahmenbedingungen.
Coaching oder Therapie?
Eine Psychotherapie zielt darauf ab, schwerwiegende psychische Störungen, die die Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen grundlegend und langfristig einschränken, mit professionellen Ansätzen zu diagnostizieren und zu lindern.
Hier liegt der entscheidende Unterschied: Coachs dürfen diese Diagnose und Behandlung bei Störungen mit Krankheitswert aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht durchführen.
Klassische Themen für Coaching beziehen sich außerdem regulär auf sehr begrenzte, individuell empfundene Problemlagen aus beruflichen oder privaten Bereichen. Im Prozess des Coachings geht es unter anderem darum, die Coachees mit geeigneten Coaching Methoden darin zu unterstützen, Entscheidungen zu treffen und Lösungen für die Erreichung selbstgewählter Ziele zu finden.
Systemischer Ansatz einfach erklärt
Der systemische Ansatz ist vom Paradigma geprägt, dass der Mensch als prinzipieller Teil von sozialen Systemen und nicht als auf sich allein gestelltes Individuum betrachtet wird. Somit agiert er als eigenes System wechselwirkend mit anderen Systemen (z. B. im Rahmen von Partnerschaften, Familien, Gruppen, Arbeitsteams, etc.). Möchte ein Mensch sich nun verändern oder weiterentwickeln, um beispielsweise eine Problemlage zu überwinden, wird sein individuell empfundener Spielraum in Veränderungsprozessen in der Regel von diesen angesprochenen Interaktionen beeinflusst.
Das Konzept Coaching setzt an dieser Stelle an und zielt auf eine angestrebte Veränderung der Wirklichkeitskonstruktion und des Verhaltens der Coachees ab, die zur Auflösung individueller Problemlagen, Entscheidungsdifferenzen und Unsicherheiten führen soll. Wird systemisches Arbeiten und das Thema Coaching im Systemischen Coaching zusammengeführt, bedeutet es für die angesprochene Zielsetzung, dass sie nur unter Einbezug der sozialen Systeme der Coachees nachhaltig wirksam sein kann.
Die „Coaching Kunst“ liegt hier also darin, Zusammenhänge in den sozialen Gefügen der Coachees nachzuvollziehen und sie indirekt auf ihre systemischen Probleme hin zu untersuchen. Dabei sollten mögliche Lösungsstrategien immer im Vordergrund stehen und es gilt für die Coaches, sich ausschließlich innerhalb der Wirklichkeitsrealität der Coachees zu bewegen.
Hierfür werden Coaching Konzepte und Methoden hinzugezogen, die es den Coachees ermöglichen sollen, die eigene Perspektive der Wirklichkeitskonstruktion so zu erweitern, dass sie selbst eine passende Lösung für ihr Anliegen finden können.
Ausbildung zum Systemischen Coach
Systemisches Coaching ist in Deutschland kein gesetzlich geschützter Begriff. Dies bedeutet, dass sich theoretisch jede Person in Deutschland als "systemischer Coach" ausgeben kann, ohne je eine "Ausbildung zum Coach" absolviert zu haben. Dies erschwert die Suche nach einem professionellen, qualitativen Format auf beiden Seiten.
Für interessierte Coachees bedeutet dies, dass der Prozess „Coach finden“ unter der Prämisse des Qualitätsvergleichs zu einer schwierigen Aufgabe werden kann. Wir empfehlen an dieser Stelle, vor allem auf den Werdegang und die Qualität der absolvierten Ausbildung der ggf. selbst ernannten Coaches zu achten. Diese sollte transparent dargestellt werden und auf wissenschaftlich fundierten Grundlagen basieren.
Auch für angehende Coaches ist die Auswahl der passenden Ausbildung durch den fehlenden gesetzlichen Schutz des Begriffs nicht gerade einfach. Schließlich gibt es keine eindeutigen Richtlinien oder Zertifizierungen, welche die klare Differenzierung von qualitativen Angeboten zu weniger qualitativen Angeboten ermöglichen.
In den Coach Ausbildungen unseres Instituts kommunizieren wir deshalb möglichst transparent, auf welcher wissenschaftlichen Basis unsere Ausbildungen aufgebaut sind. Haben unsere Teilnehmenden alle geforderten Leistungen erbracht, verlassen sie die Ausbildung außerdem als „zertifizierter Coach“ mit einem Zertifikat der Universität zu Köln.