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Antreiber-Modell

Das Modell der inneren fünf Antreiber wurde von den US-Amerikanern Taibi Kahler und Hedges Casper im Rahmen der Transaktionsanalyse entwickelt. Sie verstehen darunter elterliche bzw. erzieherische Anweisungen, die das Kind als Anpassungsmuster und Glaubenssätze verinnerlicht, damit es in der Welt zurechtkommt. Gleichzeitig kann ein Kind auch eigene, von den Eltern unabhängige Antreiber entwickeln. Mit den Antreibern hat es eine Richtschnur in neuen oder deprimierenden Situationen, um Zustimmung anderer Menschen zu bekommen.

Antreiber grenzen die Handlungsoptionen von einer Person dann ein, wenn sie als ausnahmslose Leitlinie gelten, der man immer folgen muss. Es gilt dann der Grundsatz „Nur wenn ich so und so bin, bin ich okay.“

Durch seine persönlichen Antreiber entwickelt ein Mensch einen spezifischen Stil im Denken, Fühlen und Verhalten und damit auch spezielle Stärken und Kompetenzen sowie gleichzeitig Schwachstellen in der Persönlichkeit. Wer seinem Antreiber als Erwachsener unreflektiert folgt, verhindert seine gesunde Persönlichkeits-  und Autonomieentwicklung. Je mehr Selbstliebe und Akzeptanz ein Mensch für sich empfindet, desto unabhängiger ist er von seinen Antreibern.

Die fünf typischen Antreiber nach Kahler sind:

1. Mache es allen recht

Menschen mit diesem Antreiber wollen die Erwartungen und Wünsche der anderen erahnen und erfüllen. Eigene Bedürfnisse stellen sie hinten an und empfinden sie als weniger wichtig. Sie wollen geliebt werden, sich anderen nahe und zugehörig fühlen.

  • Grundsatz: „Wenn ich es allen recht mache, werden sie mich mögen.“
  • Stärken: gute Intuition für zwischenmenschliche Beziehungen und Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Loyalität, Streben nach Harmonie, Freundlichkeit, Hingabefähigkeit
  • Schwächen: konfliktscheu, vertreten kaum den eigenen Standpunkt, können sich schlecht abgrenzen und „Nein“ sagen, können leicht ausgenutzt werden
  • Redewendungen: „Dürfte ich vielleicht…?“, „Könnte ich eventuell…?“, „So sehe ich das auch.“
  • Nonverbale Anzeichen: zustimmendes Nicken, Kopf leicht zur Seite neigen, ausweichender Blick, hochgezogene Schultern, leise Stimme

2. Sei perfekt

Menschen mit diesem Antreiber arbeiten viel und genau. Kleine Mängel und Ungenauigkeiten können sie nur schwer ertragen. Ihre Ansprüche an sich selbst sind situationsübergreifend sehr hoch. Sie haben das Bedürfnis nach Vollkommenheit.

  • Grundsatz: „Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser ginge.“
  • Stärken: Gründlichkeit, Genauigkeit, eigenen sich für Aufgaben, die ein Höchstmaß an Sorgfalt benötigen.
  • Schwächen: Pedanterie, Besserwisserei, hoher innerer und äußerer Stress, geringe Kritikfähigkeit
  • Redewendungen: „Ich denke…“, „“Man muss noch berücksichtigen…“, „Natürlich, klar, genau, …“
  • Nonverbale Anzeichen: ernster/prüfender Blick, aufrechter/unbeweglicher Sitz, belehrende/monotone Stimme

3. Sei stark

Menschen mit diesem Antreiber fordern von sich, möglichst jede Situation verlässlich zu meistern. Sie wollen alles im Griff haben und die Kontrolle behalten. Nur selten lassen sie sich anmerken, was in ihnen vorgeht und wollen dies, wenn möglich, verbergen.

  • Grundsatz: „Ich darf mir keine Schwäche anmerken lassen.“
  • Stärken: kaum zu erschüttern, können sich gut behaupten, bewahren einen kühlen Kopf, leistungsstark, große Ausdauer
  • Schwächen: kaum Kontakt zu eigenen Gefühlen, distanziert, Fragen nach Unterstützung fällt schwer, kennen eigene Grenzen nicht, Burnout gefährdet
  • Redewendungen: „Das macht mir nichts aus.“, „Ich habe dazu nichts zu sagen.“ „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.“
  • Nonverbale Anzeichen: verschränkte Arme, unbewegtes Gesicht, erhobener Kopf, aufgerichtete Körperhaltung, gleichmäßige/monotone Stimme

4. Streng dich an

Menschen mit diesem inneren Antreiber engagieren sich immer, so gut es geht. Sie setzen all ihre Kraft ein, um das zu tun, was getan werden muss und glauben durch Mühe und Aktivität eine Lösung zu finden. Wenn ihnen etwas leichtfällt, sehen sie dies als Anzeichen dafür, dass sie sich nicht wirklich bemühen. Sie machen viele Vorschläge, nehmen anderen ihre Verantwortung ab und geben oft ungefragt Ratschläge.

  • Grundsatz: „Man kann alles schaffen, wenn man sich genug anstrengt.“
  • Stärken: Fleiß, Pflichtbewusstsein, Ausdauer, Leistungsstärke
  • Schwächen: überfordern sich selbst, bewirken durch ihre Neigung zu innerer Anspannung gelegentlich bis häufig wenig Sinnvolles , können Erfolge kaum genießen
  • Redewendungen: „Wenn wir uns Mühe geben…“, „Zähne zusammenbeißen…“, „Man bekommt im Leben nichts geschenkt.“
  • Nonverbale Anzeichen: gerunzelte Stirn, Sitz nach vorne geneigt, Ellenbogen auf den Knien, unruhige Blick, Worte werden betont

5. Beeil dich

Menschen mit diesem inneren Antreiber wollen möglichst viel in wenig Zeit unterbringen. Ihre Art zu sprechen ist sehr schnell und sie antworten sofort auf Fragen. Sie haben das Grundbedürfnis die Fülle des Lebens zu erfahren.

  • Grundsatz: „Ich habe nur wenig Zeit, um alles zu tun, was mir wichtig ist.“, „Ich muss schnell machen, um alles zu schaffen.“
  • Stärken: schaffen viel in kurzer Zeit, eignen sich für Aufgaben mit Tempo und Dynamik
  • Schwächen: erhöhte Fehlerquote, unruhig, ungeduldig mit sich selbst und anderen, verspäten sich oft, hören nicht richtig zu, sprunghaft
  • Redewendungen: „Wir müssen uns beeilen.“, „Nun mal los.“, „…schnell, … mal eben, …vorankommen“
  • Nonverbale Anzeichen: rasch wechselnde Körperhaltungen, unruhiger Blick, hohe Stimme, Stirnrunzeln, trommelnde Finger

 

In einem Coaching kann das Wissen über das Antreiber-Modell nützlich sein, wenn Klient_innen bestimmte Muster, die unproduktiv sind und ihre Lebensqualität negativ beeinflussen, unbewusst häufig wiederholen. Mithilfe von bestimmten Interventionen und Methoden können diese dann gezielt bearbeitet werden. Eine Form des Umgangs mit Antreibern ist das Reframing hin zu sogenannten „Erlaubern“.

Vergleiche Literatur:

Schmale-Riedel, Almut (2016): Der unbewusste Lebensplan. Das Skript der Transaktionsanalyse, Kösel-Verlag

Gührs, Manfred & Nowak, Klaus (2014): Das konstruktive Gespräch. Ein Leitfaden für Beratung, Unterricht und Mitarbeiterführung mit Konzepten der Transaktionsanalyse, Limmer-Verlag

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